Es kommt immer wieder vor, dass per Fernwartung auf Systeme von Kollegen zugegriffen werden muss – oder solche, die in einem weit entfernten Serverraum vor sich her brummen.
Ich hatte – im privaten Umfeld – bisher immer eine VNC-Lösung auf Basis von UltraVNC genutzt – insbesondere die Einbindung eines Mirror-Drivers (quasi eine virtuelle Grafikkarte, die die Änderungsübertragung des Bilds beschleunigt) und die Möglichkeit eines direkten Filetransfers ohne zusätzliche Dienste/Tools waren eine Wohltat.
Zwar stellt hier natürlich gerade im Windows-Umfeld die Remotedesktopverbindung eine lohnende Alternative dar, jedoch ist neben dem äußerst positiven Aspekt der Geschwindigkeit (die bei RDP wirklich verdammt gut ist) auch ein bitterer Beigeschmack zu vernehmen: Nicht alle Reiter oder Dialoge können per RDP aufgerufen werden; angefangen von den Druckern, über die Grafikeinstellungen der Console-Session, bis hin zu nicht-erklärlichen Problemen beim Installieren oder Administrieren von Software. Schonmal per RDP versucht, den Anschluss eines Druckers zu ändern? Geht nicht … ohne erkennbare Fehlermeldung, die auf die RDP-Sitzung als Fehlerursache hinweist.
Und so habe ich viel Zeit damit verbracht, immer und immer wieder das Portforwarding an Routern zu konfigurieren; oder habe Experimente mit der SingleClick-Option von UltraVNC gestartet. Mittlerweile bin ich weiter. Im denken, und komfort.
Die Defizite der Lösungen VNC und RDP liegen wohl auf der Hand – teils die Performance, die Geschichte mit NAT und ggf. unverschlüsselt übertragener Login-Daten, und der Kompatiblität.
Während einer Schulung habe ich mir dann den TeamViewer mal etwas näher angesehen. Bis dato nur ein grauer Begriff im Hinterkopf, den ich mit nichts nützlichem verbunden habe, hatte ich mir nicht viel davon erhofft.
Ich war jedoch stark positiv überrascht – grundsätzlich davon, dass bei TeamViewer-Verbindungen kein Problem mit Firewalls gibt. Die Verbindungsaufnahme erfolgt quasi vom entfernten System aus, weshalb keine Einstellungen an der Firewall getroffen werden müssen. Punkt 1, weshalb ich heidenfroh bin – schonmal einem DAU am Telefon erklärt, wie er seinen Router konfiguriert muss? …
TeamViewer – Die Versionen
Der TeamViewer existiert in mehreren Versionen. Einmal die Vollversion zum Installieren, die neben solch netten Features wie VPN-, FileTransfer– und Chatverbindungen auch noch den Viewer (zum Zugriff auf entfernte Systeme anhand einer TeamViewer-ID) und die Serverapplikation (quasi der lokale TeamViewer-Server zum Zugriff von Remote aus nach Lokal) beinhaltet.
Daneben existieren weitere – zB den TeamViewer Host, vergleichbar mit dem VNC-Server. Er wird auf einem Server oder einer Workstation installiert und ermöglicht den Zugriff ohne irgendwelche Bestätigungen seitens des entfernten Systems.
Es gibt ebenfalls eine QuickSupport-Version – diese muss nur ausgeführt werden, daraufhin wird eine angezeigte ID dem Helfer übermittelt, der sich daraufhin auf das System verbinden kann.
Die Lizenzierung
Eine der positivsten Überraschungen war die Lizenzierung von TeamViewer. Für den privaten Bereich ist das nämlich – uneingeschränkt – kostenlos. Einziges Manko: Ab und zu erscheint beim Beenden einer TeamViewer-Verbindung ein PopUp, das auf die „von TeamViewer gesponsorte Fernwartung“ hinweist. Kein Beinbruch.
Verwaltung per Webinterface
Für mich Dezentralitätsfetischisten ein besonderes Schmankerl‘: Nachdem man sich Online einen Account bei Teamviewer angelegt hat, kann man sich seine Partnerliste in der Software und im Web anlegen. Das ist quasi eine Art Favoriten- oder Bookmarkliste von bekannten Rechnern mit installiertem TeamViewer, die man logisch in Gruppen unterteilen kann.
Desweiteren ist auch ein Zugriff auf die entfernten Systeme über den Browser möglich – das Bild wird zwar etwas zaghaft im Browser eingebettet – für den Notfall; zB von einem Linux-System aus; jedoch absolut ausreichend und immer griffbereit.
Allgemein zum Produkt
Ich arbeite nun seit etwa 2 Monaten produktiv mit TeamViewer und muss sagen, dass ich sehr zufrieden bin. Die
Verbindungsgeschwindigkeit passt sich standardmäßig automatisch der Bandbreite an – und da es in meinen Anwendungsfällen um die Funktion und nicht max. Optik geht, verichte ich meine Arbeit immer zügig ohne lange Lade- oder Wartezeiten – dank TeamViewer. Auch die Option, einen VPN-Tunnel zum entfernten System aufzubauen ist attraktiv – und der FileTransfer erspart einem, ständig Links zwischen den Systemen hin und her zu kopieren, um Dateien zu downloaden. Ich finds spitze 🙂
TeamViewer mag ich sehr; u.a. weil sie 5km von uns entfernt sitzen, ich fast alle persönlich kenne und die Software toll ist.
Zur Firewall darf ich Dir leider sagen, dass es durchaus fälle geben kann, wo die Firewall keine Verbindung zulässt.
U.a. wenn tatsächlich fast alle Ports/IP-Adressen blockiert sind oder wenn die Firewall anhand Intrusion-Detection alle 5 Minuten die TeamViewer-Verbindung kappt, weil die vielen Pakete suspekt erscheinen.
Das nur als Ergänzung 🙂
Hallo,
nungut, spätestens bei Stateful-Firewalls die die Pakete über Ports 80&Co anhand des Inhalts filtern klappt das dann natürlich nicht mehr.
Aber in den meisten Fällen – und besonders bei Privatpersonen – trifft man auf sowas ja eher selten 🙂
Frohes Fest,
Hallo Bastian,
danke für den Beitrag zu TeamViewer und das an Heiligabend:)
Hat uns gefreut, dass du dich dem Thema in dieser Ausführlichkeit gewidmet hast.
Mit Firewalls hat TeamViewer normalerweise keine Probleme da für die Kommunikation ausgehende Ports genutzt werden.
Wenn du Interesse hast würden wir dich gerne direkt mit News versorgen, sobald sich etwas in TeamViewer ändert. Kleine PM an mich mit deiner E-Mail reicht aus.
Viele Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahrzehnt
Constantin Falcoianu
TeamViewer GmbH