Seit 2010 (so glaube ich) nutze ich eine Synology DS211+ (2-Bay-Business-NAS) mit zwei 3TB-Festplatten im RAID1.
Hauptsächlich wird die NAS zum Mediastreaming per SMB an mein XBMC genutzt, oder als Speicherort für Datensicherungen, ISOs, Software, Datengrab, etc.
Mein Problem ist dann vor einigen Monaten zum ersten mal aufgetreten: Die 2,7 TB gingen zur Neige und es musste aufgeräumt werden. Die Abstände wurden, die Wochen und Monate darauf, immer kürzer, sodass ich mich vergangenes Wochenende mit einer alternativen Lösung beschäftigt habe.
Da ich von Synology bisher immer überzeugt war (beruflich und privat), war mein erster Gang auch der zur Synology-Website. Schnell war mir allerdings klar, das wir von einer 4-Bay-NAS sprechen; und nach Möglichkeit natürlich ein Fortschritt in Bezug auf Leistung und Stromverbrauch. Kurzum: Mit einer DS41x (ohne Plus oder J) wäre ich halbwegs glücklich geworden – hätte mich auch etwa 400 € gekostet.
Nach einiger Recherche bzgl. Alternativen (oh Gott, ich war sogar auf der QNAP-Seite …) bin ich zum Glück auf einen Sammelthread im HardwareLUXX-Forum bzgl. dem HP MicroServer N54L gestoßen und habe mich prompt verliebt…
Anforderungen
Wie üblich sind meine Anforderungen an mein neues Spielzeug sehr bescheiden ausgefallen:
- Stromsparend und Leise
- Funktional und erweiterbar
- 4 Bays für Festplatten (oder mehr)
Ich wollte nicht unbedingt selbst ein Gehäuse + Innenleben zusammenschrauben – das kriege ich natürlich hin, aber wir sprechen dann ebenfalls von 300 Euro aufwärts, und das war momentan einfach nicht drin.
Auch wenn ich ein Freund von „stell’s dir selbst zusammen“ bin, und mir gerne die Systeme auf meine Bedürfnisse maßschneidere – ich glaube, hier habe ich ein Schnäppchen gemacht…
Was ist dieses N54L-Ding nun?
Es handelt sich um einen Microserver von HP mit Hardware, die einen zum Lächeln bringt wenn man an einen ausgereiften 2HE-Server für den Schrank denkt:
- AMD Turion II Neo N54L, 2x 2.20GHz TDP 25W
- es kann DDR3 und DDR3-ECC-RAM verbaut werden
- 1x 5,25″-Schacht an der Front, eSATA-Anschlüss hinten
- onBoard-Raid (1/0) mit MiniSAS-Anschluss
- 1x PCIe 16x, 1x PCIe 1x
- Würfelgehäuse mit kleinem Netzteil (150Watt) und 120mm Lüfter an der Rückseite
- 4 Festplatteneinschübe hinter einer abschließbaren Frontklappe
Das interessante dabei ist der Preis: Der N54L ist gerade für 150 € NEU zu haben. Das sind 250 € weniger als die Synology-Lösung.
Gründe, weshalb ich mich FÜR den N54L entschieden habe:
- Vollwertiger, quasi All-in-One-PC mit HP-Qualität und durchdachtem Konzept
- Tauschbare Komponenten im Fehlerfall (Mainboard, RAM, Netzteil, Lüfter, etc.)
- Stromverbrauch liegt mit 1x SSD unter Windows Server 2012R2 im Idle bei ~25 Watt. Zusätzlich mit meinen 2x3TB-HDDs liegen wir bei 40-45 Watt
- Hyper-V. Das kleine Ding kann virtuelle Maschinen ausführen – so auch eine Debian-VM mit Seafile drauf. Ideal für mich, der gerne neue Softwarelösungen testet und bastelt
- PCIe-Ports: Mal eben USB 3.0 nachgerüsten oder den Würfel zum MediaCenter machen
Mein Setup sieht wie folgt aus:
- N54L mit 4GB ECC RAM („noch“ Auslieferungszustand)
- Windows Server 2012 R2 auf einer 60 GB SSD installiert (später dazu mehr)
- 2x 3TB als StorageSpaces im RAID 1 konfiguriert
- 1x USB-HDD als Sicherungsziel
BIOS-Mod für 2 zusätzliche SATA-Ports
Das BIOS des HP ist ein wenig beschnitten. Physisch sind 4 nutzbare SATA-Ports (ohne Hotplug) verfügbar, dazu das SATA-Kabel für das DVD-Laufwerk (ODD) und der hintere eSATA-Anschluss.
Mit einem BIOS-Mod lässt sich am ODD-Port eine HDD mit SATA2-Speed betreiben (ansonsten limitiert auf SATA1), ebenso lässt sich der eSATA-Port wieder ins Gehäuse legen und als 6. SATA-Port nutzen.
Der BIOS-Mod ist relativ einfach durchzuführen:
- Bei HP registrieren und die SN im neuen Account hinterlegen, damit man Zugriff auf das BIOS-Update für den N54L kommt
- Die heruntergeladene EXE-Datei ausführen, danach das „USB-Stick-Erstellprogramm“ starten
- Es wird ein leerer USB-Stick eingesteckt, auf den dann das BIOS-Update durch obige Anwendung geschrieben wird
- Es wird eine .ROM-Datei auf dem Stick durch eine gemoddete Version getauscht
- Stick in den N54L stecken, neu starten – das BIOS-Update läuft automatisch durch
Downloads:
- BIOS: 2013.10.01 (A) (15 Nov 2013, gemodded von Tobi)
- BIOS: 2013.10.01 (A) (15 Nov 2013, Original von HP zum Erstellen des Sticks)
Hack: 120mm Lüfter gegen Leiseren tauschen
Der originale 120er Lüfter im hinteren Bereich ist etwas laut, weshalb ich ihn gegen eine leisere Version getauscht habe:
- Enermax UCTB123P T.B. Silence für ~12 €
Der Lüfter lässt sich sehr einfach einbauen – Schrauben am alten Lüfter entfernen, den Anschluss am Board lösen, den Lüfter nach oben rausziehen und umgedreht wieder einbauen. HP legt einem aber trotzdem Stolpersteine in den Weg, den die Belegung der Pins im 4-Pin-Header ist „nicht Standard“, weshalb man die PINs tauschen muss.
Auf dieser Seite ist beschrieben wie – da ich aber selbst 10x drüber lesen musste, bis ich verstanden habe, was die Herren von mir wollen, ein paar kurze Tips und im Anschluss zwei Bilder von der fertigen PIN-Belegung:
- Mit einer Nadel oder einem sehr kleinen Schlitzschraubendreher die Pins aus dem Fanheader drücken. Dabei einfach auf der Seite, auf der man die Metallstifte sieht, die Nasen nach Innen drücken – sind alle drin, lassen sich die Kabel einfach rausziehen
- Die Metallnasen an den Stiften wieder nach außen biegen, die Belegung gemäß der Pinouts der obigen Seite anreihen, wieder in den Fanheader stecken
- Der HP-Fanheader hat zwei breite „Führungsschienen“ – beim Enermax-Lüfter sind diese schmäler. Den, der etwas neben der Mitte (und nicht ganz am Rand sitzt) einfach mit einem Cutter plan abschneiden
Hängt den Lüfter erst Freiluft an den Mainboard-Anschluss und prüft, ob er richtig anläuft! Hier noch zwei Bilder wie der PIN-Stecker des Lüfters nach dem Umbau aussehen muss:
Hack: Netzteillüfter gegen einen Leiseren tauschen
Der standardmäßige Lüfter im Netzteil ist ein wirklicher Nervsack, den er erzeugt ein unangenehmes, rauschendes Geräusch.
Ich habe mir daraufhin einen 40x40x20 Lüfter von Sunon via Amazon bestellt, welcher nochmals etwa 8 € gekostet hat. Der Einbau ist mit etwas Vorsicht zu genießen – schließlich bastelt man an einem Stromnetzteil herum. Strom trennen, ein paar mal den An/Ausschalter des Servers betätigen, ein paar Minuten warten und erst dann das Netzteil ausbauen!
Das Netzteil gemäß dem HP Maintenance Guide entfernen. Danach entfernt man zu beiden Seiten die Schrauben, die den Deckel halten – und in diesem Zug auch die, die von hinten in den Lüfter eingeschraubt sind.
Danach steckt man den Lüfter ab und entfernt ihn aus dem Gehäuse.
Den Stromanschlussstecker habe ich abgeschnitten und an den 2-poligen Stromanschluss des neuen Lüfters gelötet – danach den Lüfter wieder einbauen, Gehäuse zuschrauben, Netzteil einbauen.
Der Sunon ist wirklich flüsterleise im Vergleich zum Originallüfter und sein Geld wert!
Hack: Den 5,25″-Schacht richtig nutzen
Da ich keine Verwendung für ein DVD-Laufwerk in meinem kleinen Server habe, habe ich dieses durch eine Sharkoon SATA Quickport getauscht.
Es handelt sich dabei um einen 5,25″-Einschub der eine Öffnung für eine 2,5″-SATA-HDD, eine weitere 3,5″-SATA-HDD und zwei USB 3.0-Ports mit internem 20-Pin-Header bietet.
Den 2,5″-Schacht nutze ich dabei für meine 60 GB SSD, auf der das Betriebssystem installiert ist.
Der 2,5″-Schacht ist momentan ungenutzt – ggf. mal für Sicherungs- oder Exportzwecke. Dieser lässt sich z.B. über ein eSATA-auf-SATA-Adapter anschließen (über ein PCIe-Slotblech einfach wieder nach Innen führen).
Zur Inbetriebnahme der USB 3.0-Ports habe ich mir eine PCIe 1x USB 3.0-Karte mit int. Pinheader von Inateck (KT4006) gekauft, da sie gerade für 12 € angeboten wurde (aktuell 20€). Vorteil bei der Karte ist, dass sie keinen zusätzlichen Stromanschluss benötigt und direkt ein LowProfile-Bracket mitliefert. Momentan habe ich da Probleme, dass USB-Geräte nach dem Ruhezustand nicht mehr erkannt werden – das kläre ich gerade mit deren Support.
*Update* Der Support konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Mir wurde der Tausch der Karte angeboten; in Anbetracht des Preises von 12 € habe ich jedoch abgelehnt – ich benötige die USB 3.0-Ports nur selten, zudem habe ich umgemodelt: Statt in den Ruhezustand fährt der N54L nun komplett herunter, und wird via WOL oder Wake-on-WAN gestartet. Vorteil: Statt 4 Minuten Bootzeit sind wir nun bei 1 Minute angekommen 🙂
Hat mich sehr geholfen, vielen dank!
Viele Grüsse aus Madrid
Hallo Bastian,
ich stehe vor einemähnlichen Problem wie Du seinerseits. Aktuell betreibe ich eine DS212+ mit 2*8 TB im SHR und komme nun an die Kapazitätsgrenze. Nun stehe ich vor der Wahl, wie vorzugehen und habe m.E. nach folgende Optionen:
– Austausch der beiden HDD durch größere
– Wechsel auf ein aktuelleres (4-Bay-) DS mit größeren HDDs, auf der 212+ läuft z.B. DSM 7 nicht
– auf der Suche nach Geräten bei einem Online-Handelsportal bin ich auf die Synology DS3622xs+ @hp Microserver N54L gestoßen und bei der Recherche, was es damit auf sich hat, auf Deinen Beitrag. Das Gerät könnte ich aktuell für € 149 schießen. Ich nutze meine 212+ quasi wie Du, als Backup für Endgeräte, Datengrab und Medienserver im Netzwerk, aufgrund der Limitierungen jedoch nicht für Moments, DSCloud etc., was ich gerne täte, z.B. auch mit OwnCloud. Da meine Kenntnisse gerade ausreichen, um meine DS einzurichten und am Laufen zu halten, würde mich Dein Rat interessieren. Konkret: Wäre das Gerät etwas oder empfiehlst Du mir eher Optionen 1 oder 2?
Hallo Andreas,
ich bin mittlerweile bei einer Synology DS920+ mit 3x 20TB-HDDs angekommen. Im 4. Slot steckt eine kleine SSD, auf der ich Docker-Container ausführe (profitieren von der schnelleren SSD).
Ich würde dir zu einer neueren Synology raten – primär zwecks Performance (Docker, DS Cloud, etc.). Ob 2-bay, 4-bay oder größer hängt davon ab, wieviel Speicherplatz du benötigst. Zwecks Stromkosten habe ich für mich entschlossen, dass ich lieber weniger Bays mit großen Festplatten verwende, als eine NAS mit vielen Bays und kleineren Platten (die ggf. noch rumliegen). War halt einmal teuer, dafür habe ich jetzt für die nächsten Jahre keine Speicherplatzprobleme.
Wenn du keine höheren Ansprüche hast, wäre das auch meine Empfehlung – die Synologys bieten mit z.B. DS-Cloud super Lösungen für die, die halt nicht noch mal extra für OneDrive, Dropbox, etc. zahlen wollen. Und über Docker kannst du auch z.B. eine ownCloud-Instanz direkt auf dem NAS betreiben.
Für Docker brauchst du, soweit ich informiert bin, eine „normale“ x86/x64-CPU (d.h. keine auf ARM-Basis); das ist idR den größeren Synologys (+-Serie) vorbehalten; z.B. die DS224+.
Wenn du etwas selbst bauen/recyclen willst, wäre ggf. auch „Unraid“ eine Option für dich. Das ist quasi ein „NAS im Eigenbau“ auf Basis von z.B. einem alten Rechner und Festplatten, die du rumliegen hast oder gebraucht auf eBay schießen kannst. Hab ich für mich getestet – war mir dann aber „zu wenig“, weshalb ich einen kleinen Proxmox-Server + das Synology-NAS als Medien/Backupgrab nutze.
Liebe Grüße,
Bastian